Tag für Tag werden wir von den einfachen Assoziationen unseres Verstandes in die Irre geleitet: Wir heben eine Kugel auf und lassen sie los.
Die Kugel landet mit lautem Krachen auf dem Boden. Das wiederholen wir hundertmal und es passiert immer das Gleiche. Die Kugel wird immer auf den Boden fallen, denken wir.
David Hume würde einwenden: Dass auf das Loslassen auch das Herabfallen folgt, ist keineswegs eine gesicherte Erkenntnis, sondern eine Vereinfachung unseres Verstandes. Wo gleiche Ereignisse immer wieder aufeinander folgen, erliegen wir der Kausalitätsvermutung – die auch eine Täuschung sein kann.
Hume war ein Skeptiker. Für seine Erkenntnistheorie, die er der Untersuchung über die menschliche Natur formuliert, will er eigentlich gar nichts gelten lassen, außer die gesicherten Erkenntnisse, die uns unsere Sinne liefern.
Nicht einmal das “Ich” betrachtet er als eigenständiges Seiendes, denn auch hierbei handelt es sich für ihn lediglich um eine Serie von Sinneseindrücken, aus der wir das konstruieren, was wir “Ich” nennen.
Der vielleicht radikalste der englischen Empiristen machte sich durch seine Philosophie nicht nur Freunde: Seine Gegnerschaft zur kirchlichen Orthodoxie verunmöglichte ihm die Besetzung eines Professorenstuhls. Der Traktat fiel beim Publikum durch – und gehört heute zu den wichtigsten Werken der Philosophiegeschichte.
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Übersetzt von Raoul Richter im Jahr 2015 und herausgegeben vom Meiner Verlag.
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